FrankfurtDen Solarworld-Vorstand trifft nach Ansicht des Finanzchefs keine Schuld an der kritischen Lage des Solarkonzerns. „Es gab meiner Ansicht nach keinen einzigen gravierenden Fehler des Vorstands“, sagte der Finanzchef der um ihre Existenz kämpfenden Sonnenstromfirma, Philipp Koecke, der „Börsen-Zeitung“. „Wenn Solarworld die einzige Gesellschaft in der Branche wäre, die in einer solchen Schieflage wäre und in einer solchen Krise stecken würde - dann hätten wir tatsächlich etwas falsch gemacht.“ Ursache der Pleitewelle in der Branche sei der Preiskrieg, der vor allem von asiatischen Rivalen angefacht worden sei. Die EU will die heimische Branche durch Schutzzölle auf chinesische Billigimporte retten.
Solarworld hofft bis zum 7. August auf die Zustimmung seiner Anleihegläubiger zur geplanten Bilanzsanierung, die über einen Schuldenschnitt bewerkstelligt werden soll. Die bisherigen Aktionäre wären dann nur noch mit fünf Prozent an Solarworld beteiligt, die Kredit- und Anleihegläubiger hielten den Rest. Ohne die Zustimmung der Eigen- und Fremdkapitalgeber droht dem Unternehmen die Insolvenz. „Ja, dann müssten wir tatsächlich zum Insolvenzgericht gehen“, sagte Koecke dem Blatt. Er sei aber optimistisch, dass es Solarworld schaffen könne. „Wir sind heute in der Endphase des Abschwungs“, sagte der Manager. „Und danach kommt wieder die Erholungsphase. Da bin ich mir sicher.“
Der Solarkonzern verliert allerdings im operativen Geschäft weiter Geld. Nach einem Verlust von 69 (Vorjahr: 144) Millionen Euro vor Steuern und Zinsen (Ebit) hatte das Bonner Unternehmen Ende Juni noch 162 Millionen Euro auf der hohen Kante, wie Solarworld am Donnerstag erklärte. Das sind 62 Millionen weniger als Ende Dezember. Der Rückgang liege vor allem an Zinszahlungen und Investitionen. Grund für die anhaltenden Verluste ist ein Einbruch des Geschäfts.
Vor zwei Wochen hatte Conergy, einst ebenfalls ein Aushängeschild der deutschen Solarbranche, Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.
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