Dienstag, 7. Mai 2013

Vorstandschef Frank Asbeck noch in diesem Monat auch die Anleihegläubiger ins Boot holen. Am 22. und am 23. Mai will er ihnen auf zwei Gläubigerversammlungen den Sanierungsplan vorstellen, wie Solarworld am Dienstag ankündigte


SANIERUNG IN SICHTSolarworld muss die letzten Gläubiger überzeugen

Im Kampf um die Sanierung seines Unternehmens will Solarworld-Chef Asbeck nun auch die letzten Schuldscheingläubiger hinter sich bringen. Außerdem hofft der Solarhersteller auf Rückendeckung durch die Politik.
Der Vorstandsvorsitzende der Solarworld AG, Frank Asbeck. Quelle: dpa
Der Vorstandsvorsitzende der Solarworld AG, Frank Asbeck.Quelle: dpa
DüsseldorfDer Solarkonzern Solarworld drückt bei seiner Sanierung aufs Tempo. Nach der Einigung mit den meisten Schuldschein-Gläubigern will Vorstandschef Frank Asbeck noch in diesem Monat auch die Anleihegläubiger ins Boot holen. Am 22. und am 23. Mai will er ihnen auf zwei Gläubigerversammlungen den Sanierungsplan vorstellen, wie Solarworld am Dienstag ankündigte. Dort sollen die Gläubiger, denen das angeschlagene Unternehmen 550 Millionen Euro schuldet, auch einen gemeinsamen Vertreter wählen, der den Sanierungsprozess begleiten soll. Eine Abstimmung ist noch nicht geplant. Nach dem Schuldverschreibungsgesetz müssen 75 Prozent der Anleihezeichner den Plänen zustimmen. Die Papiere sind breit am Markt gestreut.
Offshore Company Set-UpOffshore Company and Bank Account. Order your Company Online Now !www.Sfm-Offshore.com
Asbeck kommt damit Anlegerschützern entgegen. "Es kann nicht sein, dass Solarworld mit den Banken und anderen Gläubigern ein Sanierungskonzept fertigt, ohne dass dabei die Interessen der Anleihegläubiger berücksichtigt werden", erklärte die SdK.
Mit den Schuldscheingläubigern hatte sich Vorstandschef und Großaktionär Asbeck Ende April nach monatelangem Tauziehen über einen Weg aus der Krise geeinigt. Deutlich mehr als 80 Prozent von ihnen seien inzwischen bereit mitzuziehen, hieß es im Umfeld des Unternehmens. Doch Asbeck muss sie zu 100 Prozent hinter sich bringen. Sein Plan sieht einen Schuldenschnitt vor, mit dem der Konzern seine langfristigen Verbindlichkeiten auf rund 300 Millionen Euro reduzieren könnte. SdK-Sprecher Daniel Bauer stellte sich hinter die Pläne: "Es ist das einzig Richtige, das Unternehmen weitgehend schuldenfrei zu stellen und darauf zu hoffen, dass Solarworld zu den Überlebenden gehört", sagte er.

Der Niedergang der deutschen Solarindustrie

Dem Plan zufolge sollen die Gläubiger auf 60 Prozent ihrer Ansprüche verzichten und dafür Solarworld-Aktien bekommen. Den bisherigen Aktionären blieben dann nur fünf Prozent des Kapitals, der Rest soll an die Gläubiger gehen. Dem Plan muss auch die Hauptversammlung zustimmen.
Im Zuge einer Kapitalerhöhung will Asbeck auch einen neuen Investor aus Katar an Bord holen. Dabei handelt es sich um den langjährigen Solarworld-Partner Qatar Solar Technologies, der rund 20 Prozent an dem finanziell sanierten Unternehmen halten soll, wie zwei Insider sagten. 

Finanzkreisen zufolge will auch Asbeck noch einmal Geld nachschießen, nachdem seine Beteiligung durch den Kapitalschnitt auf 1,4 Prozent zusammenschmilzt. Auch er könnte damit bei rund 20 Prozent landen. Die Mehrheit an Solarworld läge damit wohl bei Banken und Hedgefonds, die sich mit Kursabschlägen von bis zu 80 Prozent in die Schuldscheine eingekauft hatten. Größter Inhaber der Papiere sei der auf Problemkredite spezialisierte Fonds Strategic Value Partners (SVP).
Einen Hoffnungsschimmer im Kampf gegen Billigimporte aus China dürfte Solarworld die Europäische Union geben. Insider-Informationen zufolge sollen ab Anfang Juni Strafzölle auf Solarmodule aus dem Reich der Mitte erhoben werden, wie die Nachrichtenagentur Reuters erfahren hatte. Die Zölle, die den europäischen Herstellern gegen Dumpingpreise helfen würden, könnten bei 30 Prozent liegen. "Wenn die Schutzzölle kommen, sieht die Welt für Solarworld ganz anders aus", sagte ein Solarworld-Berater. Aktionärsschützer Marc Tüngler von der DSW glaubt daran nicht. "Dieser Plan entbehrt jeder strategischen Grundlage. Das ganze Geschäftsmodell gehört auf den Prüfstand, da es augenscheinlich nicht funktioniert."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen