Sonntag, 31. März 2013

Dabei hat derselbe Herr Asbeck schon im jüngsten Januar durchblicken lassen, dass seine beiden 6 1/8 %- und 6 3/8% Anleihen bis 2017 bzw. 2016 keine gute Zukunft haben. Die Anleger in diesen Papieren müssen sich darauf einstellen, dass sie nicht die vollen Nennwerte zurückbekommen werden und dass sie für die Restnennwerte nicht mehr die vollen Zinsen erhalten werden.

Anleihen: Hohe Renditen und schwere Verluste 

von Oskar Herbert

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„Hohe Renditen und schwere Verluste“:

Düsseldorf, 28.03.2013: Das Winterquartal 2013 hat Anlegern in deutschen Anleihen im Durchschnitt ein angenehmes Plus von 1% gebracht; gemessen am Anleihen-Index Rex. Setzt sich dieser Trend fort, würde bis zum Jahresende 2013 ein Plus von 4% herausspringen. Relativ betrachtet zu den allgemein üblichen Minizinsen wäre das viel. Die Umlaufrendite der Anleihen ist um weitere Basispunkte gesunken. Sie wird möglicherweise schon bald wieder den Tiefstand vom April 2012 erreichen, wenn Fluchtgelder aus Zypern und der ganzen Welt Anlagen in Deutschland suchen.

Solarworld im Schatten von Zypern

Das positive Durchschnittsergebnis des ersten Quartals verdeckt tiefe Schatten von Solarworld: Im Werbefernsehen versucht Chef und Großaktionär Frank Asbeck noch die heile Solar-Welt zu vermitteln: "Bauen Sie auf eine Welt mit Zukunft: Solarworld!" So lautet der Claim. Dabei hat derselbe Herr Asbeck schon im jüngsten Januar durchblicken lassen, dass seine beiden 6 1/8 %- und 6 3/8% Anleihen bis 2017 bzw. 2016 keine gute Zukunft haben. Die Anleger in diesen Papieren müssen sich darauf einstellen, dass sie nicht die vollen Nennwerte zurückbekommen werden und dass sie für die Restnennwerte nicht mehr die vollen Zinsen erhalten werden. 

Solar-Anleger zahlen für Auto-Exporte

Den entscheidenden Grund für die nahende Fastpleite von Solarworld sieht Chef Asbeck in Dumping-Lieferungen aus China. Weder die Politik in Brüssel noch die Politik in Berlin haben sich bislang zu Schutzmaßnahmen durchringen können; anders als US-Präsident Obama. Der fühlt sich durchaus auch für die US-Fabriken von Solarworld zuständig. Für die Anleihenanleger wie auch für die Mitarbeiter von Solarworld, die in Kürze ihre Arbeitsplätze verlieren werden, hat die Situation einen ganz bitteren Beigeschmack: Sie sehen, wie zuletzt Zypern geholfen wird - und zwar letztlich auch mit deutschen Steuergeldern.

Sie sehen gleichzeitig, wie angebliche Managementfehler weithin für die Verluste von Solarworld-(Anlegern) verantwortlich gemacht werden. Der Verdacht besteht, dass zum Schutz deutscher (Auto)-Exporte und China-Produktionen das unschwer erkennbare Solarzellen-Dumping- aus China politisch hingenommen wird. Offenbar hat die Solar-Wirtschaft keine schlagkräftige Lobby in Berlin und Brüssel, ganz anderes als die (Energie)-Wirtschaft, die augenscheinlich auch massiv gegen Solarstrom agitiert.

Banken können gegen Schuldner taktieren

Die Bitterkeit der Solarworld-Geschädigten gewinnt noch eine weitere Dimension: Banken haben mehr als 500 Mio. € Kreditforderungen bei Solarworld offen stehen. Welche Banken das im Einzelnen sind, ist noch nicht zu bekannt. Dass beispielsweise die teilstaatliche Commerzbanknicht dabei sein sollte, würde überraschen. Die Commerzbank z.B. hatte im Sommer letzten Jahres einige sog. Aktien-Anleihen ausgegeben, die sie unter Umständen mit dann fast wertlosen Solarworld-Aktien zurückzahlen darf. Zu diesem Zeitpunkt notierte die Solarworld-Aktie noch deutlich über 1 €. Eine Analystin des Hauses senkte prompt das Kursziel für diese Aktie auf 80 Cent. Inzwischen hat Solarworld bereits Insolvenz-Experten als Berater ins Haus geholt.

Mittelstandsbank IKB bekam Milliarden-Hilfe

In Kenntnis der nicht zu negierenden politischen Komponente der akuten Solarworld-Probleme fühlen sich Banken, vermutlich einschließlich der teilstaatlichen Commerzbank, nicht etwa aufgerufen, Solarworld-Anlegern und -Mitarbeitern weiteres Geld zur Verfügung zu stellen. Bei Solarworld und vielen anderen - angeblich nicht systemrelevanten - Mittelstandunternehmen ist das offenbar ganz anders als bei der Mittelstandsbank IKB: Sie bekam ab Juli 2007 Milliarden-schwere Unterstützungen wegen Politik-freier Managementfehler. Und das war der Anfang für zahlreiche weitere Bankenrettungen.

Staatsräuber

Sobald die Zahlungsschwierigkeiten von Solarworld nun in aller Bitterkeit und Öffentlichkeit deutlich geworden sein werden, dürfte die Solarworld-Aktie in Richtung 8 Cent fallen. Banken-gesteuerte Investmentfonds können ggf. nachhelfen, indem sie die letzten Bestände dieser Papiere auf den Markt werfen, bevor sie im Zuge der intern bereits vorbereiteten Restrukturierung der Solarworld-Finanzen völlig wertlos werden. Die Commerzbank könnte ihren Kreditverlust - natürlich auch in teilstaatlichem Auftrag - reduzieren, indem sie die Solarworld-Aktien zu Restkursen aufkauft, um die den Gläubigern ihrer Aktien-Anleihen als Tilgung zu 80 Cent zuzuteilen. An Gläubiger-Stammtischen dürfte nach dem Raub in Zypern wieder der Begriff "Staatsraub in Serie" die Runde machen. 

Dienstag, 12. März 2013

Der Vorstand arbeitet mithilfe von Görg Rechtsanwälte und der Investmentbank Houlihan Lokey zurzeit an einem Restrukturierungskonzept


12.03.2013
Corporate News SolarWorld AG 
(Securities Code No.: WKN 510 840)
(International Securities Identification Number: ISIN DE0005108401)
 

SolarWorld AG verschiebt Veröffentlichung des Jahresfinanzberichtes 2012

Aufgrund der laufenden Restrukturierungsverhandlungen mit den Gläubigern verschiebt SolarWorld AG den Veröffentlichungstermin am 21. März 2013. Der Vorstand arbeitet mithilfe von Görg Rechtsanwälte und der Investmentbank Houlihan Lokey zurzeit an einem Restrukturierungskonzept. Die Gespräche mit den Gläubigern verlaufen konstruktiv. Sobald das Restrukturierungskonzept beschlossen ist, wird die SolarWorld AG die Öffentlichkeit darüber informieren und den Jahresfinanzbericht im Rahmen einer Bilanzpressekonferenz und einer Analystenkonferenz vorstellen.