Dienstag, 30. April 2013

Schwieriger wird es sein, auch die Zeichner zweier Anleihen zu überzeugen. Denn diese Papiere sind breit gestreut. Solarworld plant daher zwei Gläubigerversammlungen. Die Anleihegläubiger sollen den übrigen unbesicherten Fremdkapitalgebern gleichgestellt werden.


Gläubiger verzichtenSolarworld ringt ums Überleben

 ·  Das einstige Bonner Vorzeigeunternehmen Solarworld kämpft um seine Zukunft. Der Rettungsplan sieht Opfer von Eigentümern und Gläubigern vor. Firmengründer Asbeck verliert seine Stellung als Großaktionär.
© REUTERSSolarworld kommt gegen die chinesische Konkurrenz nicht an.
Die vorläufige Rettung von Solarworld ist in greifbare Nähe gerückt. Doch sie wird die Altaktionäre den größten Teil ihres Anteilsbesitzes am einstigen Aushängeschild der deutschen Solarbranche kosten.Und auch die Gläubiger müssen tief in die Tasche greifen.
Mit wichtigen Gläubigern sei eine Einigung erzielt worden, die einen Schuldenschnitt vorsieht, teilte das Unternehmen am Dienstag in Bonn mit. Im Gegenzug werden die Gläubiger Haupteigentümer des Unternehmens und bestimmen damit künftig den Kurs mit.  Die Altaktionäre müssen sich künftig mit fünf Prozent des Grundkapitals begnügen. Die zuständigen Gremien müssen der Einigung noch zustimmen.
Größter Einzelaktionär ist bisher Vorstandschef und Unternehmensgründer Frank Asbeck mit knapp 28 Prozent der Anteile. Asbeck wäre damit nicht mehr Herr im Hause. Er wird künftig nur noch einen sehr kleinen Anteil am Unternehmen in der Größenordnung von etwa einem Prozent besitzen. „Ich nehme genauso wie jeder andere Aktionär an der Kapitalherabsetzung teil“, sagte Asbeck der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag.
Solarworld war unter anderem durch Billig-Konkurrenz aus China in den Strudel der Branchenkrise geraten, der Aktienkurs brach ein. Jetzt büßte die Solarworld-Aktie im Vergleich zum Vortag weitere drei Prozent ein und kostete am Dienstag nur noch 68,7 Cent - vor fünfeinhalb Jahren kostete die Aktie auf ihrem Rekordhoch einmal über 47 Euro.
Die vorläufige Einigung sieht einen Schuldenschnitt vor, mit dem der Bonner Konzern seine langfristigen Verbindlichkeiten um etwa 60 Prozent reduzieren könnte. Dem Plan zufolge sollen die Gläubiger auf 60 Prozent ihrer Ansprüche verzichten und dafür Solarworld-Aktien bekommen (Debt-to-Equity-Swap). Dazu soll eine außerordentliche Hauptversammlung einen Kapitalschnitt um 95 Prozent beschließen. Die anschließend neu ausgegebenen Aktien gehen dann an die Gläubiger.
Verhandeln konnte Solarworld aber nur mit 80 Prozent der Inhaber von Schuldscheinen. Schwieriger wird es sein, auch die Zeichner zweier Anleihen zu überzeugen. Denn diese Papiere sind breit gestreut. Solarworld plant daher zwei Gläubigerversammlungen. Die Anleihegläubiger sollen den übrigen unbesicherten Fremdkapitalgebern gleichgestellt werden.
Der Schritt kommt nicht überraschend. Bereits Ende Januar hatte Solarworld die Investoren mit dem Eingeständnis schockiert, drastische Schuldeneinschnitte vornehmen zu müssen, um überleben zu können. Bis zum Stichtag 30. September hatte Solarworld Schulden von gut einer Milliarde Euro angehäuft. 

Solarworld schreibt halbe Milliarde Euro Verlust

Wegen des Preisverfalls bei Solaranlagen steckt Solarworld in den roten Zahlen fest. Externe Prüfer hatten Asbeck zum Jahresbeginn bescheinigt, dass Solarworld nur durch gravierende Einschnitte bei den Verbindlichkeiten zu retten sei.
Seit Montagabend stehen die Geschäftszahlen für das Jahr 2012 fest. Der Preisverfall führte zu einem Umsatzeinbruch und einem Verlust von 477 Millionen Euro. Schon ein Jahr zuvor hatte Solarworld 307 Millionen Euro Verlust erwirtschaftet. Der operative Fehlbetrag vor Zinsen und Steuern verdoppelte sich auf 492,4 Millionen Euro. Der Umsatz brach wegen des massiven Preisrückgangs um 42 Prozent auf 606 Millionen Euro ein. Das Unternehmen „verbrannte“ im vergangenen Jahr mehr als 300 Millionen Euro flüssige Finanzmittel - Ende 2012 waren noch 224 (Vorjahr: 553,3) Millionen Euro übrig.

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