Montag, 17. Juni 2013

Danach muss der Sanierungsplan den Gläubigern zweier Anleihen über zusammen 550 Mio. Euro vorgelegt werden. Sie sollen mit den Schuldscheingläubigern gleich behandelt werden und treffen sich am 8. und 9. Juli in Bonn. Sie müssten den Plan mit 75 Prozent billigen. Dazu müssten aber 50 Prozent der Zeichner anwesend sein - nach Ansicht von Experten kaum erreichbar. Bei einer zweiten Versammlung, die zwei Wochen später stattfinden könnte, reicht ein Quorum von 25 Prozent.

Kurssprung dank Katar-EinstiegAnleger wetten auf Solarworld-Rettung

Es ist noch nicht amtlich, aber an der Börse wird die Zukunft gehandelt - und die sieht für Solarworld wieder positiv aus. Hintergrund ist ein möglicher Einstieg des Emirats Katar bei dem ums Überleben kämpfenden Solarkonzern. Unter den Anlegern sorgt zudem eine weitere positive Nachricht für eine neue Welle der Euphorie.
Die Anleger des arg gebeutelten Solarunternehmens Solarworld können zum Start in die neue Handelswoche einmal durchatmen: Der Kurs der Papiere legte um zeitweise rund 30 Prozent zu. Am Mittag pendelte er sich im Bereich eines Aufschlages von 25 Prozent ein bei einem Kurs von 0,85 Euro.
Hintergrund ist ein Bericht des "Wall Street Journal Deutschland" über einen geplanten Einstieg des Emirats Katar beim angeschlagenen Solarkonzern. Demnach will das Unternehmen Qatar Solar Technologies 35 Mio. Euro im Rahmen einer Kapitalerhöhung für etwa 30 Prozent der Solarworld-Anteile ausgeben. Zudem sei zu erwarten, dass es eine Wandelanleihe zeichnen werde, die noch einmal ungefähr 200 Mio. Euro in die Kasse spülen dürfte.
Zudem hat der einstige Branchenprimus Reuters-Informationen zufolge eine Hürde bei der Sanierung übersprungen. "Solarworld hat sich mit rund 98 Prozent der Schuldscheingläubiger schon auf einen Plan geeinigt, die übrigen will man am Montag mit ins Boot holen", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. "Ich gehe davon aus, dass das klappt."

Katar mischt mit

Firmengründer Frank Asbeck und der katarische Solarworld-Partner Qatar Solar Technologies sollen demnach zusammen auf knapp unter 50 Prozent der Anteile kommen, wie zwei Insider sagten. Den Kleinaktionären blieben nur 3,6 Prozent, der Rest solle künftig den bisherigen Gläubigern gehören. Darunter ist der Hedgefonds Strategic Value Partners (SVP), der einen Großteil der Schuldscheine aufgekauft hat. Solarworld wollte dazu keine Stellung nehmen.
Der Bonner Konzern wäre mit der Einigung rund zwei Drittel seiner mehr als 900 Mio. Euro Schulden los. "Für 300 Mio. Euro kann Solarworld den Schuldendienst gerade so leisten", sagte einer der Verhandlungsteilnehmer.
Mit der Zustimmung der Schuldscheingläubiger zu dem Schuldenschnitt hat Solarworld nur die erste Hürde übersprungen. Danach muss der Sanierungsplan den Gläubigern zweier Anleihen über zusammen 550 Mio. Euro vorgelegt werden. Sie sollen mit den Schuldscheingläubigern gleich behandelt werden und treffen sich am 8. und 9. Juli in Bonn. Sie müssten den Plan mit 75 Prozent billigen. Dazu müssten aber 50 Prozent der Zeichner anwesend sein - nach Ansicht von Experten kaum erreichbar. Bei einer zweiten Versammlung, die zwei Wochen später stattfinden könnte, reicht ein Quorum von 25 Prozent.

Pro und Contra

"Es ist ein klar positives Zeichen, wenn Katar in das angeschlagene Unternehmen investieren möchte", sagte ein Händler. Gleichzeitig gab die Investmentgesellschaft des Emirats Qatar Holdings bekannt, bei Porsche auszusteigen.
Ein Analyst gab sich deutlich zurückhaltender: Selbst, wenn sich die Spekulationen bestätigen sollten und Solarworld durch einen Katar-Einstieg Zeit gewänne, so blieben doch die Zukunftsaussichten ungewiss. Der Experte machte zwei Hauptproblemfelder für das Unternehmen aus: Zum einen leide die Kostenseite durch die teuere Produktion in Deutschland. Zum anderen schrumpfe auf der Nachfrageseite das Geschäft in Europa weiter.
Die Absatzmärkte seien zunehmend dabei, sich nach Japan, China und die USA zu verschieben. "Dort hat Solarworld weder das Branding noch die nötigen Vertriebsstrukturen", so der Analyst. Eine Restrukturierung dürfte sich sehr schwierig gestalten.
LBBW-Analyst Erkan Aycicek bleibt ebenso kritisch: "Es ist zu früh, um euphorisch zu sein." Equinet-Analyst Stefan Freudenreich sagte: "Die Wahrscheinlichkeit, dass das Unternehmen bestehen bleibt, ist gestiegen." Das sei gut für die Mitarbeiter. "Für die Anleger sieht das natürlich anderes aus." Ihnen blieben nach dem Plan nur 3,6 Prozent an Solarworld.
Im Jahr 2012 erlitt Solarworld einen Umsatzeinbruch von 42 Prozent auf 606 Mio. Euro. Dabei stand ein Verlust von 477 Mio. Euro in den Büchern. Schon ein Jahr zuvor hatte Solarworld 307 Mio. Euro Verlust verbucht. Der operative Fehlbetrag vor Zinsen und Steuern verdoppelte sich auf 492,4 Mio. Euro. Solarworld leidet etwa unter der chinesischen Billig-Konkurrenz. Allerdings drückt auch ein enormer Schuldenberg von rund 1 Mrd. Euro.
Quelle: n-tv.de , bad/DJ/rts

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