DüsseldorfSolarworld-Chef Frank Asbeck kann aufatmen – zumindest vorübergehend. Die Anleihegläubiger akzeptierten auf einer Versammlung den drastischen Schuldenschnitt, der das angeschlagene Unternehmen vor der Insolvenz bewahren soll. 99,96 Prozent der Anwesenden hätten am Montag mit Ja gestimmt, sagte ein Firmensprecher. Das Anwesenheitsquorum von 25 Prozent wurde mit gut 35 Prozent deutlich übertroffen.
Bis zuletzt stand die vorläufige Rettung des Solarmoduleherstellers auf der Kippe. Es war fraglich, ob überhaupt genug Gläubiger für die Abstimmung anwesend sein würden.
Die hohe Zustimmung zeige, dass die Anleiheeigner an das Unternehmen glauben, sagte Asbeck am Montag. Diese breite Zustimmung sowie auch die hohe Anwesenheit von mehr als 35 Prozent der Gläubiger seien „auch ein gutes Zeichen für morgen“.
Die Abstimmung heute galt zunächst nur einer der zwei Schuldverschreibungen, die positive Entscheidung gilt jedoch auch als wegweisend für den Schuldenschnitt bei der zweiten Anleihe. Betroffen sind Inhaber von zwei Schuldverschreibungen aus den Jahren 2011 und 2010, die jeweils einen Wert von 150 Millionen und 400 Millionen Euro haben. Über die 150-Millionen-Anleihe wurde am Montag entschieden.
Frank Asbeck - ein Unternehmenschef, der polarisiert
Ungewöhnlicher Werdegang
Ende 1979 gehörte der in Hagen geborene Frank Asbeck zu den Gründungsmitgliedern des ersten Landesverbandes der Grünen in Nordrhein-Westfalen. Der Diplom-Agraringenieur bereiste in jungen Jahren mit dem Motorrad Afrika, wurde in Nigeria Berater und renovierte dort Fabriken. 1998 gründete er in seiner Bonner Heimat die Firma Solarworld.Selbstdarsteller
Gewagte Ideen
Ausschweifender Lebensstil
Schuld haben die Anderen
Für die Gläubigerversammlungen schreibt das Schuldverschreibungsgesetz ein Mindestpräsenzquorum von 25 Prozent der ausstehenden Schuldverschreibungen zur Beschlussfassung des Restrukturierungskonzepts vor. Die Beschlüsse bedürfen einer Zustimmungsquote von 75 Prozent. Auf der vorangegangenen Gläubigerversammlungen waren aber nur knapp 22 Prozent und etwas über 18 Prozent der Anleiheeigner vertreten.
In einem Brief hatte Asbeck zuvor noch an die Gläubiger appelliert: „Bitte nehmen Sie an den Versammlungen teil und Ihre Interessen wahr, entweder persönlich oder lassen Sie sich von einem Bevollmächtigten vertreten“ schrieb er. „Nach dem von uns vorgeschlagenen Plan bekommen die Anleihegläubiger erheblich mehr heraus als im Falle eines Scheiterns der Solarworld AG“, versuchte Solarworld seine Gläubiger von dem Schuldenschnitt zu überzeugen. Auch Analysten sahen den Schuldenschnitt als das kleinere Übel und erwarten, dass der Restrukturierungsplan sowohl am Dienstag von der zweiten Gruppe von Anleihegläubigern als auch am Mittwoch bei der außerordentlichen Hauptversammlung durchgewunken wird.
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