05.08.2013 08:43
Die "Woche der Wahrheit": Rettung von Solarworld unsicher
Es herrscht schon lange nicht mehr eitel Sonnenschein über der deutschen Solarbranche (Photovoltaik-Anlage in Thüngen/Bayern)
Bild: OhWeh, Lizenz Creative Commons CC BY-SA 2.5Beim größten deutschen Solarmodulhersteller Solarworld beginnt am Montag die "Woche der Wahrheit". Das hoch verschuldete Unternehmen muss am Montag und Dienstag die Gläubiger zweier Anleihen und am Mittwoch die Aktionäre in einer außerordentlichen Hauptversammlung von den Rettungsplänen des Chefs und Gründers Frank Asbeck überzeugen. Ein Erfolg ist keineswegs sicher: Die Investoren müssten auf sehr viel Geld verzichten, und erst vor kurzem hatte Solarworld für das erste Halbjahr nach vorläufigen Zahlen wieder massive Umsatzrückgänge und erneut rote Zahlen gemeldet.
Solarworld leidet unter der chinesischen Billigkonkurrenz und ist mit mehr als 900 Millionen Euro verschuldet. Allein 2012 betrug der Verlust knapp 480 Millionen Euro. Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben rund 2600 Mitarbeiter.
Asbecks Rettungsplan sieht einen scharfen Schulden- und Kapitalschnitt mit anschließender Kapitalerhöhung vor. Der Unternehmer will aus seinem eigenen Vermögen für rund 10 Millionen Euro nachkaufen und ein Großinvestor aus Katar will dem Unternehmen unter die Arme greifen.
Am Montag und Dienstag muss Asbeck die Gläubiger für zwei Solarworld-Anleihen im Gesamtwert von nominell 550 Millionen Euro dafür gewinnen, für 55 Prozent ihrer Forderungen keinen Cent und stattdessen neue Aktien der Solarworld der Zukunft zu bekommen.
Lehnt eine dieser Versammlungen ab oder kommt das Teilnahmequorum von jeweils 25 Prozent nicht zustande, dürfte die Insolvenz nach Einschätzung aus Branchenkreisen kaum mehr abzuwenden sein. Die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) steht den Rettungsversuchen positiv gegenüber. "Das ist immer besser als eine Insolvenz, die für die Aktionäre meist Totalverlust heißt", sagte ein Sprecher.
Bei zwei früheren Anleihegläubigerversammlungen hatten die Teilnahmequoren mit 18 beziehungsweise 22 Prozent allerdings deutlich zu niedrig gelegen. "Bitte nehmen Sie an den Versammlungen teil und Ihre Interessen wahr", appellierte Asbeck Mitte Juli in einem Brief an Solarworld-Gläubiger.
In Deutschland werden die Vergütungssätze für Photovoltaik-Anlagen wegen des zwar abgeschwächten, aber immer noch starken Zubaus weiter verringert. Vom 1. August bis zum 31. Oktober 2013 sänken sie jeweils zum Monatsersten um 1,8 Prozent, wie die Bundesnetzagentur am vergangenen Mittwoch mitgeteilt hatte. Erstmals werde die Vergütung im Oktober 2013 für große Photovoltaik-Dachanlagen von 1 bis 10 Megawatt und für Freiflächenanlagen bis 10 MW unter 10 Cent pro Kilowattstunden fallen. (Rolf Schraa, dpa) / (jk)
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