Mittwoch, 7. August 2013

Da insgesamt nur etwa 31 Prozent des Aktienkapitals vertreten waren, hatte Asbeck, der selbst immer noch 28 Prozent an Solarworld hält, keine Mühe, sein Konzept durchzubringen.


Sanierungsplan gebilligtDie Solarworld AG entgeht der Pleite

 ·  Die Aktionäre des größten deutschen Photovoltaikanbieters Solarworld haben am späten Mittwochabend den Sanierungsplan für das Unternehmen gebilligt. Damit ist die drohende Insolvenz vorerst abgewendet.
Die Solarworld AG ist vorerst gerettet. Die Aktionäre des größten deutschen Photovoltaikanbieters haben den Sanierungsplan am Mittwoch gebilligt und die drohende Insolvenz abgewendet. Der Gründer und Vorstandsvorsitzende Frank Asbeck sprach auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Bonn von einem „neuen Geburtstag“ des hochverschuldeten Unternehmens.
Es wird nun fast vollständig den Gläubigern übereignet, die mit neuen Aktien für den Verzicht auf Forderungen von rund einer halben Milliarde abgefunden werden. Die Altaktionäre behalten nur 5 Prozent ihrer früheren Anteile, die ohnehin schon drastisch an Wert verloren haben.
„Uns bleiben nur Magengrimmen und die Faust in der Tasche“, sagte Roland Klose von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). Andere Redner griffen den zuvor als „Sonnenkönig“ gefeierten Vorstandsvorsitzenden scharf an, warfen ihm eine Enteignung der Aktionäre und Selbstbereicherung vor.

Keine wirkliche Alternative

Aber eine echte Wahl hatten die Anleger nicht: Die einzige Alternative zu dem Rettungsplan wären die Pleite und der Totalverlust ihrer Anteile gewesen. So hatten sich im Plenarsaal des alten Bundestages auch nur wenige Hundert Aktionäre eingefunden.  Der Ausgang der Abstimmung, die ein Mindestvotum von 75 Prozent erforderte, stand deshalb von vorneherein fest.  Da insgesamt nur etwa 31 Prozent des Aktienkapitals vertreten waren, hatte Asbeck, der selbst immer noch 28 Prozent an Solarworld hält, keine Mühe, sein Konzept durchzubringen.
Viele kritische Fragen richteten sich darauf, dass den Altaktionären ein Bezugsrecht für die neuen Aktien verwehrt bleibt. Ausgenommen davon ist nur Asbeck selbst. Nach dem Kapitalschnitt, der seinen Anteil auf 1,5 Prozent reduziert, kann er seine Beteiligung für lediglich 10 Millionen Euro aus seinem Privatvermögen wieder auf knapp 21 Prozent aufstocken. Für Asbeck sei dies ein extrem gutes, aus Sicht der übrigen Aktionäre ein sehr unfaires Geschäft, kritisierte Christian Strenger, Mitglied der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex. Immerhin hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC den Unternehmenswert auf wenigstens 500 Millionen Euro veranschlagt.
Auch im Verhältnis zum Partnerunternehmen Qatar Solar, das von den Gläubigern für 35 Millionen Euro 29 Prozent der Aktien erwirbt und damit neuer Ankeraktionär wird, zahle Asbeck deutlich zu wenig. Der Vorstandsvorsitzende sagte, die Preise seien nicht vergleichbar, schon deshalb, weil er sein Aktienpaket fünf Jahre lang weder verkaufen noch erweitern könne.
Mehrere Redner hielten Asbeck, der nach der Sanierung Vorstandsvorsitzender bleiben will, schwere Managementfehler vor. Solarworld habe viel zu spät auf den Abbau der Solarförderung und die Konkurrenz aus China reagiert, die Unternehmensstrategie müsse von Grund auf neu ausgerichtet werden. Doch Asbeck will an dem alten Geschäftsmodell eines Komplettanbieters, der vom Solarsilizium bis zum Modul die komplette Produktionskette abdeckt, festhalten. Auch eine Verlagerung der Produktion in Länder mit niedrigeren Lohnkosten lehnte er ab. „Die Kunden werden zurückkommen“, sagte er. Mit seinem hohen Qualitätsanspruch und der bekannten Marke werde es Solarworld gelingen, sich gegen die chinesische Konkurrenz zu behaupten.
Dabei hofft Asbeck auch auf die von der EU verhängten Mengenbeschränkungen und Einfuhrmindestpreise. „Kein Chinese kann zu diesen Preisen langfristig liefern, es wird zu einer weiteren Marktbereinigung kommen“, sagte er.

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