Mittwoch, 20. Februar 2013

Centrosolar // Ist ein Umtausch in Aktien ein Zahlungsausfall?


MittelstandsanleihenZahlungsausfall Nummer fünf

 ·  Nach einem schmerzlichen Verlustjahr will der Solarkonzern Centrosolar nun die ausstehende Anleihe in Aktien umwandeln. Für Anleger gibt es wenig Hoffnung, dabei keine Verluste zu erleiden.
Was Experten befürchtet hatten, scheint immer mehr zur traurigen Gewissheit zu werden: Der Markt für Mittelstandsanleihen, der wenig älter als zwei Jahre alt ist, erlebt  nun seinen fünften Zahlungsausfall. Abermals ist es ein Solar-Unternehmen, das die vor zwei Jahren begebene Schuldverschreibung nicht wie vorgesehen zurückzahlen wird.
Anders als in den bisherigen Fällen ist Centrosolar allerdings nicht insolvent und wird auch in diesem Sinne keinen Schuldenschnitt durchführen. Vielmehr will das Unternehmen die Anleihe über nominal 50 Millionen Euro in Aktien der börsennotierten Gesellschaft umwandeln. Ob man dies im engeren Sinn als Zahlungsausfall wertet, darüber lässt sich diskutieren.

Ist ein Umtausch in Aktien ein Zahlungsausfall?

Allerdings dürften die Anleger materiell wohl Einbußen erleiden. Zwar hängt es vom Tauschverhältnis ab, doch betrachtet man den Verlauf des Aktienkurses, so ist davon auszugehen. Dieser ist von seinem Höchststand bei 20,7773 Euro im Mai 2006 auf derzeit 1,155 Euro gefallen. Damit liegt er zwar doppelt so hoch wie zu seinem absoluten Tief im vergangenen Juni, doch insgesamt wird Centrosolar nur mit weniger als 24 Millionen Euro bewertet. Das ist weniger als die Hälfte der ausstehenden Anleihen.
Zudem will das Unternehmen zur Eigenkapitalstärkung eine Kapitalerhöhung durchführen, wobei nicht von Altaktionären bezogene Aktien bei neuen Investoren plaziert werden sollen. Angesichts einer zur derzeitigen Bewertung bevorstehenden umfassenden Kapitalerhöhung ist kaum davon auszugehen, dass die Aktien, die die Anleihegläubiger erhalten sollen, dem Nominalwert ihrer Anleihen entsprechen werden.
Darüber hinaus ist ein Ende der Solarkrise nicht abzusehen. So will Bundesumweltminister Altmaier die Einspeisevergütung weiter senken. Damit dürften sich auch die Marktchancen von Centrosolar nicht so rasch verbessern. Ob bis zum eigentlichen Fälligkeitstermin im Februar 2016 der Aktienkurs ein Niveau erreichen kann, dass den Anleiheinhabern einen einigermaßen angemessen Entschädigung bietet, erscheint fraglich.
Centrosolar ist indes optimistisch, dass es die Pläne wird verwirklichen können. Die Reaktion der wichtigsten Aktionäre und größten Anleihegläubiger schätzte der Vorstand in einer Telefonkonferenz positiv ein. Es sei allerdings noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Genaue Vorschläge hinsichtlich des Umtauschverhältnisses und der zusätzlichen Kapitalerhöhung seien in der zweiten Märzhälfte zu erwarten.

2012 tiefer in die Krise

Auch wenn Centrosolar nicht insolvent ist, so hat sich der Druck im vergangenen Jahr deutlich erhöht. Der Umsatz sank allein aufgrund des Preisverfalls in der Branche um 22 Prozent auf 228 Millionen Euro, obwohl der Absatz gleichblieb. Dabei fiel wohl ein operativer Verlust zwischen 18 und 23 Millionen Euro an. Die Marge verschlechterte sich auf  minus 8 bis minus 10 von minus 1,3 Prozent im Vorjahr. Dabei seien noch positive Übergangseffekte durch Solarparks erzielt worden, die noch auf Basis alter Fördersätze gebaut worden waren.
Vor allem aber stieg die Netto-Finanzverschuldung auf 90 Millionen Euro (Vorjahr 69 Millionen Euro). Die liquiden Mittel schmolzen auf 18,3 Millionen Euro von 25,9 Millionen Euro zusammen. Wie schwach die Position des Unternehmens mit Blick auf die Zukunft ist, zeigt sich darin, dass die besicherten Finanzgläubiger, also Banken und Leasinggeber, sich bereit erklärt haben, Zinsen und Tilgungen teilweise zu stunden und ihre Finanzierungen bis Ende 2014 zuzusagen. Zudem wollen 20 Führungskräfte der oberen Etage einen erheblichen Teil ihrer Vergütung zugunsten des Unternehmens stunden.

Hoffen auf Stabilisierung

Diese rasche und deutliche Verschlechterung der Finanzlage hat Centrosolar jetzt bewogen, eine umfassende Restrukturierung einzuleiten und sich auf ein wohl dauerhaft geringeres Marktvolumen einzurichten. Der Vertrieb soll neu ausgerichtet und die Verwaltung deutlich verkleinert werden. Die Kapazitäten bei Centrosolar Glas sollen reduziert werden und auch die Finanzgläubiger der Tochter werden auf Teile ihrer Forderungen verzichten müssen.
Indes glaubt Centrosolar an sein Geschäftsmodell, höherwertige Solarsysteme für Hausdächer anzubieten. Nur so habe man überhaupt 2012 einen stabilen Absatz in Megawatt zu erzielen. Wettbewerber hätten zweistellige Mengenrückgänge verzeichnet. Durch die Restrukturierung will das Unternehmen wieder erfolgreich wachsen, wenn sich der Markt stabilisiert. Wann das aber wieder der Fall sein wird, ist derzeit nicht abzusehen, ebenso wenig wie Umsätze und Gewinne auf einem stabilen Markt aussehen werden.
Besonders bitter werden die Maßnahmen für diejenigen Anleihengläubiger, die recht früh gekauft haben. So lag der Höchstkurs im Mai 2011 bei 102,35 Prozent. Seit etwa einem Jahr liegt er um 40 Prozent der Nominale. In Berlin ist er am Morgen von 42 auf 37 Prozent gefallen. Ob sich Anleger mit diesem Niveau bescheiden sollten und einen Schlussstrich unter ihr Investment ziehen sollten, hängt von Erwartungen und Einstiegskurs ab. Wer billiger gekauft hat, sollte sich jetzt wohl am besten zurückziehen.
Die von Centrosolar eingeleitete Restrukturierung wird nun zum fünften Zahlungsausfall am vergleichsweise neuen Markt für Mittelstandsanleihen. Gemessen an den Emissionen liegt die Ausfallrate in den vergangenen 12 Monaten damit schon bei 6,85 Prozent und damit zwei- bis dreimal so hoch wie für europäische Hochzinsanleihen. Gemessen am Volumen sind es 5,7 Prozent. Auch das ist deutlich mehr als am Hochzinsmarkt.

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