Montag, 25. Februar 2013

Der Markt für Mittelstandsanleihen erlebt seinen sechsten Zahlungsausfall- wenn auch nur teilweise. Erstens ist Solen nicht mehr am Markt und zweitens soll nur ein Teil der Zinsen nicht gezahlt werden.


MittelstandsanleihenZahlungsausfall, der sechste

 ·  Der Markt für Mittelstandsanleihen erlebt seinen sechsten Zahlungsausfall- wenn auch nur teilweise. Erstens ist Solen nicht mehr am Markt und zweitens soll nur ein Teil der Zinsen nicht gezahlt werden.
Es gehrt wohl Schlag auf Schlag. Kaum wurde das Ansinnen der Centrosolar AG bekannt, ihre Anleiheschulden in Aktien umzuwandeln, kommt auch schon der nächste Zahlungsausfall um die Ecke.
Diesmal geht es um die nur noch im Freiverkehr handelbare Anleihe der Solen AG, die vormals unter dem Unternehmensnamen Payom Solar im Stuttgarter Bond-M notiert war.

Verzicht auf drei Viertel der Zinsen

Noch will das Unternehmen die Anleihe zurückzahlen, aber die Gläubiger werden auf einer Versammlung am 8. März gebeten werden, einem Zinsverzicht von 75 Prozent zuzustimmen. Gemäß der Emissionsbedingungen sind am 8. April rund 2 Millionen Euro an Zinsen für den Zeitraum vom 8. April 2012 bis zum 7. April 2013 fällig. Nun sollen die Gläubiger einem Verzicht auf 75 Prozent dieser Zinsen zustimmen. Danach sollen die Zinsen wieder wie vorgesehen gezahlt werden.
Solen verfüge zwar nach derzeitiger Erwartung zum Zinstermin über ausreichend liquide Mittel. Eine vollständige Zahlung würde aber „voraussichtlich zu einer ernsthaften Gefährdung des Erfolgs der laufenden Restrukturierung und damit unter Umständen zu einer Gefährdung der künftigen Zahlungsfähigkeit führen“. Denn Solen verfüge dann nicht mehr über ausreichende Mittel zur Fortführung des Geschäftsbetriebs.

Verzicht soll Rückzahlung begünstigen

Durch den Verzicht würden die Aussichten auf künftige Zinszahlungen und Rückzahlung der Anleihe wesentlich verbessert. Aktuell zeichne sich ab, dass die Restrukturierungsmaßnahmen griffen und im laufenden Jahr auch unter Berücksichtigung der Anleihezinsen, die Gesellschaft ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen werde. Nach der aktuellen Planung werde sich die Liquiditäts- und Ertragslage voraussichtlich ab 2014 noch einmal deutlich verbessern.
Die Gläubiger würden in der Gläubigerversammlung eingehend über die wirtschaftliche Situation der Solen AG sowie die geplante operative und strategische Entwicklung in den kommenden Geschäftsjahren informiert werden.

Zahlen versprochen

Selbst wenn sich die Aussichten auf Rückzahlung verbessern, ist die Maßnahme als teilweiser Zahlungsausfall vor. Die Verlautbarungen sind zwar ermutigend, störend aber ist, dass das Unternehmen weniger als drei Wochen vor der Gläubigerversammlung nicht willens oder in der Lage ist, über die Entwicklung im zweiten Halbjahr 2013 auch nur annähernd zu informieren. Angesichts der Lage der Branche legt das nicht eben den Schluss nahe, dass dieses erfolgreich verlaufen ist.
Solen plant, erstellt und vertreibt Photovoltaik-Anlagen für Freiflächen und Dachanlagen. Zudem betriebt sie selbst Photovoltaikkraftwerke. Im ersten Halbjahr 2012 sank der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um mehr als 40 Prozent auf 42,85 Millionen Euro. Indes schrumpfte der Verlust von knapp 70 auf 1,5 Millionen Euro. Grund waren hauptsächlich geringer Abschreibungen, aber auch ein reduzierter Material- und Personalaufwand.
Die Eigenkapitalquote betrug 0,7 Prozent nach 2,5 Prozent sechs Monate davor. Die Bruttofinanzverbindlichkeiten waren um 1,4 Millionen Euro auf rund 32 Millionen Euro gesunken, netto aber um 8 Millionen Euro auf 31 Millionen Euro gestiegen. Die Finanzlage dürfte daher derzeit immer noch ebenso angespannt sein.

Wenig Alternativen für Gläubiger

Ob der Zinsverzicht Solen retten kann, ist ungewiss. Selbst der Vorstand sieht nur „ verbesserte Aussichten“. Indes wird den Gläubigern wohl wenig anderes übrig bleiben. Denn derzeit erhalten sie am Markt noch 10 Prozent der Nominale. Im Falle einer raschen Insolvenz infolge einer Ablehnung erhalten sie wohl 7,5 Prozent an Zinsen zuzüglich eines ungewissen Restwerts.
Im Falle der Zustimmung und eines Überlebens nur bis kurz nach der Zinszahlung 2014 wären es schon 9,375 Prozent plus Restwert. Angesichts der Zwangslage handelt es sich um so eher um einen teilweisen Zahlungsausfall. Dass Solen nicht dennoch auch rasch ein Opfer der Branchenkrise wird, ist aber nicht auszuschließen.

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