Sonntag, 27. Januar 2013

Die Gesellschaft will nun mit den Gläubigern Gespräche aufnehmen, um eine Lösung «im allseitigen Interesse» zu finden.


Aktienkurs bricht ein

Solarworld stellt Schuldenschnitt in Aussicht

Börsen & Märkte 
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Solarworld kann sich dem Druck nicht entziehen und stellt Kapitalschnitt in Aussicht.
Solarworld kann sich dem Druck nicht entziehen und stellt Kapitalschnitt in Aussicht. (Bild: reuters)
Die Flurbereinigung in der deutschen Solarbranche geht weiter. Selbst der Marktführer Solarworld kämpft mittlerweile ums Überleben.
Claudia Aebersold Szalay, Frankfurt
Die Aktien des Solarunternehmens Solarworld sind am Freitag bei Börseneröffnung eingebrochen, nachdem das Unternehmen am Vorabend drastische Schritte bei den eigenen Verbindlichkeiten angekündigt hatte. Rund einen Viertel ihres Wertes verloren die Titel bei Eröffnung, mit einem Minus von 30,4% gingen sie aus dem Handel und rissen viele andere Solarwerte mit sich.
Solarworld spricht in einer kurzen schriftlichen Stellungnahme von «gravierenden Einschnitten», die ihren Gläubigern bevorstünden. Betroffen seien insbesondere zwei ausstehende Anleihen (ISIN-Bezeichnungen: XS0478864225 und XS0641270045) sowie Schuldscheindarlehen. Die Unternehmensführung gab an, die eigene Finanzsituation sei durch externe Experten geprüft worden. Dabei habe sich herausgestellt, dass der Betrieb nur fortgeführt werden könne, wenn die Schulden und das operative Geschäft restrukturiert würden. Die Gesellschaft will nun mit den Gläubigern Gespräche aufnehmen, um eine Lösung «im allseitigen Interesse» zu finden.
Die Krise in der deutschen Solarbranche schwelt schon seit längerem. Mehrere, vornehmlich kleinere Betriebe mussten bereits Konkurs anmelden, alle kämpfen mit operativer Schwäche. Die einst von den deutschen Solarstrom-Subventionen so verwöhnte Branche leidet gleich in doppelter Hinsicht. Einerseits macht ihr die billige Konkurrenz aus China zu schaffen, andererseits werden die deutschen Fördermittel künftig nicht mehr so üppig fliessen wie in der Vergangenheit. Weltweit prägen Überkapazitäten den Sektor, was die Preise für Solarmodule in den Keller treibt und die teuer produzierenden deutschen Betriebe aus dem Markt drängt.
Als deutscher Branchenführer schien Solarworld lange Zeit von den globalen Umwälzungen weniger betroffen zu sein als kleinere Konkurrenten. Nun zeigt es sich, dass selbst der Primus nicht mehr konkurrenzfähig ist. Seine Gläubiger stehen jetzt vor der schwierigen Entscheidung, ob sie der deutschen Solarindustrie ganz allgemein noch Überlebenschancen einräumen.

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