Sonntag, 27. Januar 2013

Es bleibt nur der Schuldenschnitt

Sonntag, 27. Januar 2013   

Solarworld:
Der Anfang vom Ende!?


Lieber Geldanleger,
der freitägliche Kursverfall von Solarworld ist ein gutes Beispiel dafür, warum Sie als Aktionär Unternehmen mit hoher Verschuldung aus Krisenbranchen dringend meiden sollten. Die Überlebenschancen des deutschen Solarpioniers schwinden weiter.
Das angekündigte Maßnahmenpaket könnte der Anfang vom Ende für die Bonner sein. Lesen Sie, warum Sie als Aktionäre den Titel auch nach dem heutigen Kursverfall unbedingt meiden sollten.
In den letzten Wochen war nochmal Hoffnung bei den Aktionären aufgekeimt. Angetrieben durch spekulative Kurszuwächse chinesischer Solar-Aktien, die in den USA notiert sind, zog auch die Notierung von Solarworld an. Die Aktie kletterte in der Spitze um rund 50 Prozent auf über 1,50 Euro. Eine klassische Bullenfalle, wie sich jetzt herausstellt.
Während bei einigen chinesischen Herstellern auf Grund deren niedriger Kostenstruktur und quasi unendlicher staatlicher Subventionen tatsächlich (Solar)-Licht am Ende des Tunnels erkennbar ist, ist das bei Solarworld leider nicht der Fall.
Das Unternehmen ist trotz der Expansion in die USA weiter stark vom deutschen Markt abhängig und Vorstand und Gründer Frank Asbeck hat im November selbst resigniert festgestellt: „Derzeit können auch diejenigen Solarhersteller nicht profitabel sein, die ihre Kosten im Griff haben."
Natürlich versucht Asbeck nun im Rahmen der angekündigten Umschuldung optimistisch zu klingen. Eine Insolvenz sei kein Thema und die Refinanzierungsmaßnahmen würden von Solarworld proaktiv in die Wege geleitet werden. Soll heißen: Auf eigene Initiative und eher vorbeugend. Die Realität sieht indes anders aus. Analysten sprechen von einer überfälligen Maßnahme.
 
Solarworld
WKN / Kürzel
 510840 / SWV
Börsenwert
 180 Mio. EUR
KGV 12e/13e
 neg. / neg.
52 Wochen
Hoch / Tief
 4,50 EUR / 0,94 EUR
Akt. Kurs
 1,11 EUR
Lauren Licuanan von der Commerzbank kommentiert: „Angesichts der hohen Verschuldung muss die Bilanz dringend restrukturiert werden. Ich weiß nicht, wie Solarworld die Zinsen auf die Schulden bezahlen soll."
Konkret meint sie damit unter anderem die ausstehenden Anleihen, die ein Volumen von 543 Millionen Euro umfassen. Das ginge auf herkömmlichem Wege angesichts der Finanzlage von Solarworld nur über die Begebung einer neuen, länger laufenden Anleihe.
Doch die Nachfrage für eine solche Anleihe ist nicht vorhanden bzw. nur zu einem extrem hohen Zinssatz, der Solarworld weiter in den Wald hinein, statt hinaus führen würde.

Es bleibt nur der Schuldenschnitt


Was dann noch bleibt ist nur ein so genannter Schuldenschnitt. Das heißt nichts anderes, als dass die Anleihegläubiger einen Teil ihres investierten Geldes freiwillig abschreiben, um einen Totalverlust, der im Falle einer Solarworld-Insolvenz droht, zu vermeiden. Die Solarworld-Anleihen sind heute bereits bis auf 25 Prozent ihres Nennwerts abgestürzt, woraus sich gut ablesen lässt, wie heftig der Schuldenschnitt ausfallen könnte.
Als Solarworld-Aktionär sollten Sie wissen, dass in einem solchen Fall immer zuerst die Aktionäre bluten und dann erst die Gläubiger. Wenn aber schon die Anleihe-Inhaber geschätzte 75 Prozent ihres Kapitals verlieren werden, dürfte es bei den Aktionären wohl 90 Prozent oder noch mehr werden. In der Praxis läuft das dann meistens so ab, dass die Gläubiger im Gegenzug für ihren Verzicht Solarworld-Aktien erhalten, und zwar so viele Aktien, dass ihnen danach das Unternehmen mehrheitlich gehört.
Im von mir oben angenommenen Szenario würde das dann aber bedeuten, dass sich der Anteil, der Ihnen als Aktionär an Solarworld gehört, um den Faktor zehn verringern wird. Das ist es, was Equinet-Analyst Stefan Freudenreich meint, wenn er von einem hohen Verwässerungsrisiko für die Aktionäre spricht.
Übrigens: Gründer und Solarworld-Chef Frank Asbeck wird genauso wie die freien Aktionäre von der Verwässerung betroffen sein. Ihm gehören immer noch 27,8 Prozent an Solarworld. Dieser Anteil ist beim aktuellen Kurs rund 34 Millionen Euro Wert. Asbeck wird also bei den Verhandlungen sicher sein Bestes geben und im Sinne der Aktionäre handeln.
Die Frage ist nur, ob das zum jetzigen Zeitpunkt noch viel bringt. Vorwerfen kann man dem Solarworld-Lenker aber, dass sein Unternehmen die kritische Lage zu lange unterschätzt hat und auch in der Krise noch Millionen-Euro-Beträge für Werbekampagnen mit Larry Hagman und Lukas Podolski locker gemacht hat.


MEIN FAZIT:


- Die angekündigten Umschuldungsverhandlungen sind nur bedingt „proaktiv“ sondern vielmehr überfällig. Zu lange hat Solarworld auf großem Fuß gelebt und auf eine Trendwende im schon lange darbenden operativen Geschäft gehofft.
- Der nun drohende Schuldenschnitt wird angesichts der immens hohen Verschuldung von über einer Milliarde Euro für die freien Aktionäre zu einer sehr starken Verwässerung führen. Wir rechnen damit, dass sie bei ca. 90 Prozent liegen wird.
- Der Aktienkurs dürfte in den kommenden Wochen weiter nach unten tendieren. Wir hatten bereits in der Ausgabe vom 31. März 2012 vor der Aktie gewarnt. Hier der entsprechende Artikel: http://www.geldanlage-report.de/archiv/GAR-Update-310312.html

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